Kapitel 5 - Gedankendickicht

Ich streife durch die Wälder vor meiner Haustür. Etwas ging mir verloren und ich muss es wieder finden. Ich schlage mich durch das Gedankendickicht. Irgendwo hier muss es doch sein. Keine Ahnung wonach ich suche, doch ohne dieses Etwas finde ich keine Ruhe.

Es lässt sich keine Menschenseele erahnen. Die Sinne sind geschärft. Jeder Ast und jedes Gebüsch wird genaustens inspiziert. Jedes Knistern und jedes Knacken entwickelt sich zum Bruchteil einer Schrecksekunde. Was geschieht hier bloß? Was hat mich so ängstlich werden lassen? Weit und breit ist keine Gefahr vorhanden. Allmählich realisiere ich, dass es nicht die Angst ist, die Besitz von mir ergriffen hat. Es ist die Achtsamkeit. Ich bin im Moment gelandet!

Sobald man den Wald betritt, begibt man sich in eine völlig neue Welt. Die Fantasie wird angeregt und es bieten sich Eindrücke, die in ihrer gänzlichen Facette schon soweit in den Hintergrund des Alltags gerückt sind, dass sie fast vergessen worden.

Ist man erstmal alleine unterwegs, ist sie meist unverkennbar:

Die Kraft des Waldes! Man kann sie spüren, wenn man zur Melodie ihrer Stille tanzt. Ein Gefühl von Demut macht sich breit. Es tut gut zu wissen, dass wir hier nicht alles kontrollieren können. Es reicht aus zu existieren und ein Teil von Etwas zu sein. Ein Etwas, das sich ständig wandelt und entwickelt.

Ich laufe ein paar Schritte, mache ein paar Fotos und stelle verdutzt fest, dass bereits einige Stunden vergangen sind. Eine Zeit, die ich im Hier und Jetzt verbracht habe. Kein Gedanke und kein Grübeln, kein “Was hätte, wäre, wenn…”, kein Lösen von Sorgen und Nöten. Einfach nur SEIN!

Ausgeglichen kehre ich von meinem Streifzug zurück. Nicht wissend ob ich die Ruhe gefunden, oder die Gedanken verloren habe.

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Kapitel 4 - Der Winter naht…